Wall auf Venusberg: Die ältesten Bonner stammen aus Kessenich

Archäologische Ausgrabung des Walls. Foto: E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege

Archäologische Ausgrabung des Walls. Foto: E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege

 

Die erste sesshafte Siedlungsspur im Bonner Stadtgebiet ist auf dem Venusberg, der ja bekanntlich innerhalb der ehemaligen Gemeindegrenzen, also der Gemarkung Kessenich, liegt. Das klingt nach einer Sensation.

 

Eine sesshafte Siedlungsspur gab es vor hundert Jahren schon einmal auf der anderen Rhein-Seite mit dem Fund  des Grabes von Oberkassel. Das waren jedoch noch nicht sesshafte Jäger und Sammler.

 

Anders verhält es sich auf dem Venusberg. Bei den jüngsten Ausgrabungen konnte auf Grundlage von im Boden eingelagerten Holzkohleresten  die Anlage in die Michelsberger Kultur, also in die Jungsteinzeit, datiert werden. Damit ist sie über 6.000 Jahre alt.

 

Bonn-Venusberg, Foto der aus groben Quarzitblöcken bestehenden Steinsetzung an der Basis des ansonsten aus Kies und Sand bestehenden Wallkörpers. Foto: M. Gran, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland

Bonn-Venusberg, Foto der aus groben Quarzitblöcken bestehenden Steinsetzung an der Basis des ansonsten aus Kies und Sand bestehenden Wallkörpers. Foto: M. Gran, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland

 

Obwohl diese Kultur in Europa sehr verbreitet war, gibt es nur wenige Fundorte. Das macht diese Stelle besonders interessant.

 

Bonn-Venusberg, digitales Geländemodell des Venusbergplateaus mit dem jungsteinzeitlichen Abschnittswall ganz im Süden und Markierung der maximal zu rekonstruierenden Fläche, die durch den Abschnittswall abgeriegelt wurde (weiße Linie). Bild: E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland; Kartengrundlage: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW, 2013

Bonn-Venusberg, digitales Geländemodell des Venusbergplateaus mit dem jungsteinzeitlichen Abschnittswall ganz im Süden und Markierung der maximal zu rekonstruierenden Fläche, die durch den Abschnittswall abgeriegelt wurde (weiße Linie). Bild: E. Claßen, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland; Kartengrundlage: Geobasisdaten der Kommunen und des Landes NRW © Geobasis NRW, 2013

 

Was hat Menschen dazu bewegt, hier einen Wall zu errichten, ein Bauwerk, das nur von einer großen Zahl von Arbeitskräften in vielen Tagewerken errichtet werden konnte.

 

Als der ehemalige Bürgermeister Daniels aus Anlass der 2.000-Jahrfeier der Stadt Bonn erstmalig eine Grabung an diesem Ort veranlasste, galt es nachzuweisen, dass die Urprünge der Stadt Bonn doch älter sind als damals die 2.000 Jahre des Stadtjubiläums. Ein prestigeträchtiges Ansinnen.

 

Vielleicht hat ein Stammesältester seinerzeit auch aus ähnlichen Gründen eine Schar von Helfern um sich geschart um Eindruck zu machen, offenbar war es in dieser Kultur so üblich.

 

Wallanlage Venusberg: Archäologische Forschungen des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und des Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln

 

Oder war der Wall Schutz einer dort befindlichen Siedlung, Quellhorizonte für frisches Wasser als Siedlungsvoraussetzung sind dort vorhanden. vielleicht auch eine Kultstätte oder ein Pferch für Rinder, die in dieser Kultur gehalten wurden. Es gibt viele denkbare Möglichkeiten.

 

 

Rummel an der Wallanlage Venusberg. Foto: Alfred Kerger

Rummel an der Wallanlage Venusberg. Foto: Alfred Kerger

 

 

Jetzt war wieder richtig Rummel am Wall auf dem Venusberg anlässlich der Ausgrabung eines Teilstücks des alten Walles. Aber außer dem Wall selbst und der Untersuchung seiner Beschaffenheit ist bisher nichts wesentliches gefunden worden, lediglich am Fusse des Walles eine momentan unverständliche Steinsetzung aus  Quarzit.

Einzigartiges Zeugnis der Jungsteinzeit in Bonn – Die Wall-/Grabenanlage auf dem Venusberg

  • Presseinfo als PDF-Datei
  • Archäologische Forschungen des LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und des Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln zur Geschichte der frühen Bauern im Rheinland

 

Im Bonner Stadtteil Venusberg findet sich dort, wo der Bodelschwinghweg auf die Robert-Koch-Straße trifft, ein einzigartiges Zeugnis der Jungsteinzeit im Rheinland. In Verlängerung des Bodelschwinghwegs führt hier ein viel genutzter Waldweg ins Grüne.

 

Waldweg Venusberg

 

Neben dem Weg erhebt sich im Wald eine über 6000 Jahre alte Wallanlage, von der jedoch die wenigsten Spaziergänger Notiz nehmen. Der bewachsene Wall und auch der vorgelagerte Graben sind deutlich im Gelände zu erkennen. Der Höhenunterschied zwischen der tiefsten Stelle im Graben und der Wallkrone beträgt noch mehr als 1,8 m.

 

Eine archäologische Besonderheit, denn die meisten vergleichbaren Anlagen sind infolge landwirtschaftlicher Nutzung heute eingeebnet und damit unsichtbar.


Einen Kommentar schreiben